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Die Rolle von Beleuchtung auf der Intensivstation: Eine qualitative Studie

Die Rolle von Beleuchtung auf der Intensivstation: Eine qualitative Studie

Die Beleuchtung spielt eine entscheidende Rolle in unserer Wahrnehmung und Beeinflussung unseres Wohlbefindens. Dies gilt insbesondere für Räume im Krankenhaus, in denen Patienten während ihres Genesungsprozesses oft lange Zeit verbringen.

 

Bereits 1912 hat eine Krankenschwester namens Nightingale (1912) die Relevanz von Licht und den Rhythmus von Tag und Nacht zur Unterstützung und Wiederherstellung der Patienten Gesundheit festgestellt. Einige Wissenschaftler*innen aus Schweden haben sich mit den Auswirkungen der Beleuchtung auf das Wohlbefinden von Patienten auf der Intensivstation befasst und dabei einige Erkenntnisse gewonnen.

 

Die Studie von Engwall et al. (2015) widmet sich den Erfahrungen und Berichte von Patienten in einem Patientenzimmer auf der Intensivstation, in dem eine zyklisches Beleuchtungssystem eingeführt wird, die den zirkadianen Rhythmus und die Gesundheit der Patienten unterstützen soll. Für die Auswertung  wurden Fragebogendaten verwendet, um zwei Patientengruppen mit unterschiedlichen Beleuchtungssystemen zu vergleichen. Zusätzlich wurden 19 Interviews analysiert, um weitere Einblicke bezüglich der Erfahrungen der Patient: innen zu gewinnen.

 

Die Ergebnisse zeigen, dass die Schlafqualität der Patient*innen im Vergleich zu ihrem gewohnten Schlaf zu Hause generell schlechter war (Engwall et al., 2015). Ein positiver Faktor, der in diesem Zusammenhang  hervorgehoben wurde, war die Bedeutung von Tageslicht. Die Exposition gegenüber natürlichem Tageslicht wurde als besonders vorteilhaft für die Patient*innen beurteilt. Auf der anderen Seite wurde jedoch festgestellt, dass einige Patient*innen Schwierigkeiten hatten, zwischen Tag und Nacht zu unterscheiden, was mit der Störung ihres zirkadianen Rhythmus zusammenhängt. Grund dafür war das Anschalten des Lichts durch das Personal für Untersuchungen oder Behandlungen in der Nacht. Das Licht wurde nicht entsprechend dem natürlichen Tageslicht angepasst, wodurch die Patient*innen unsicher waren, ob es Tag oder Nacht war und ihr zirkadianer Rhythmus durcheinander gebracht wurde (Engwall et al., 2015).  Eine bedeutende Anzahl der Patient*innen, bei denen eine Störung des zirkadianen Rhythmus festgestellt wurde, gab zudem an, von Albträumen betroffen zu sein (Engwall et al., 2015). 

Die Studie untersuchte außerdem den Einfluss von Licht auf Ängste und Wohlbefinden der Patient*innen. Vor allem in der Nacht, erleben Patient*innen vermehrt Angstzustände und sorgen sich mehr um ihren gesundheitlichen Zustand. Eine kleine, sanfte Lichtquelle wie beispielsweise ein Nachtlicht, half ihnen dabei diese Angstzustände zu verringern und vermittelte Sicherheit und Geborgenheit (Engwall et al., 2015)

Diese Erkenntnisse betonen die Bedeutung einer angemessenen Lichtgestaltung auf der Intensivstation, um den zirkadianen Rhythmus der Patient*innen zu unterstützen, aber auch, um ihnen ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Eine bessere Regulierung des Lichts, um den natürlichen Tag-Nacht-Zyklus nachzuahmen, könnte dazu beitragen, das Wohlbefinden und den Schlaf der Patientinnen zu verbessern. Zusätzliche Maßnahmen zur Förderung einer guten Schlafumgebung und zur Minimierung von Störungen könnten ebenfalls dazu beitragen, den Genesungsprozess auf der Intensivstation zu unterstützen.

 

 

Literatur:

Engwall, M., Fridh, I., Johansson, L., Bergbom, I., & Lindahl, B. (2015). Lighting, sleep and circadian rhythm: An intervention study in the intensive care unit. Intensive and Critical Care Nursing, 31(6), 325-335. https://doi.org/10.1016/j.iccn.2015.07.001.

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